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Zwei geniale „Nicht-Mathebücher“

Achtung! Hier kommen zwei geniale Fundstücke für alle Matheforscher, Matheasse, Mathefans und solche die es werden wollen oder die bereits bei euch zu Hause wohnen. Ich liebe diese zwei „Nicht-Mathebücher“ für Kinder … und das, obwohl ich sowohl erwachsen als auch selbst Mathematikdidaktikerin bin.

Oder gerade deshalb? Na egal …

  1. Das ist kein Mathebuch
  2. Das ist auch kein Mathebuch

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Auf alle Fälle sind die beiden Workbooks im A4-Format sowohl zu Hause (also wenn ihr Eltern seid) oder auch in der Schule (wenn ihr Lernbegleiter seid) einsetzbar. Aber dazu später mehr. Das erste was mich sofort positiv angesprochen hat, war die besonders coole Aufmachung und die künstlerisch-ästhetische Gestaltung der beiden Arbeitsbücher. Bereits die Einbände greifen grafisch viele Themen auf, die in den Büchern auf geniale und einfache Weise thematisiert werden. Und hinzu kamen dann die besonderen Titel „Das ist (auch) kein Mathebuch“ Ja was denn dann? Der erste Blick in beide Bücher zeigt rasch, dass es sich vor allem um Mit- und Selbstmachbücher handelt. Auf jeweils über 80 Seiten werden spannende Impulse vor allem für geometrische Phänomene angeboten und auf den zugehörigen Doppelseiten finden kleine und große Matheforscher dann strukturierte Anleitungen und viel Platz zum selbst Ausprobieren. (Ja achso: Ich hab beide Bücher selbst gekauft und wurde nicht um diese Werbung gebeten.)

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Die Mal- und Kritzelaufgaben (wie sie von der Autorin selbst benannt werden) beginnen bereits auf der ersten Seite, auf der einmal der eigene Name durch das Ausmalen von Kästchen geschrieben werden soll und das andere Mal soll er geschrieben und anschließend gespiegelt geschrieben werden. Gleich zu Beginn zwei echte Herausforderungen, die Spaß machen. Dann folgt das super spannende Inhaltsverzeichnis und folgendes Zitat:

„Mathematik und Kunst … scheinen auf den ersten Blick himmelweit voneinander entfernt. Sieht man aber genauer hin, zeigt sich, dass sie vieles gemeinsam haben. Mathematik steckt voller Muster, und Muster können schön, dekorativ und richtig komplex sein …“

Also wenn ihr mich fragt, … genauso ist es. Denn für mich ist Mathematik die Wissenschaft der Muster und Strukturen, die sich aktiv und spielerisch entdecken und anwenden lässt. Also genau meine Philosophie!

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Alle Materialien, die zur Ausführung der vielen Forscheraufgaben in diesen Arbeitsheften benötigt werden, werden in einer „Werkzeugkiste“ vorgestellt. Das ist toll! Und wie selbstverständlich sind Zeichendreiecke, Zirkel, Winkelmesser, Schere, Radierer, verschiedene Papiersorten (die es übrigens gleich hinten mit im Buch gibt) und Klebeband dabei.

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Dann eröffnen beide Bücher euren großen und kleinen Matheforschern (und vielleicht sogar auch dir) unsere Welt, die aus Mustern, Formen und Symmetrien besteht – vom perfekten Sechseck bis hin zur goldenen Spirale, ein Grundmuster aus der Natur. Deine Kids lernen durch unterschiedliche aber immer einfache Impulse zum Malen, Zeichnen, Zirkeln und Basteln, wie man Schritt für Schritt vorgehen muss, um tolle Dinge zu konstruieren. Sogar einfache Fraktale, also Muster, die sich (zumindest theoretisch) unendlich oft wiederholen und dabei immer kleiner werden, kommen dabei heraus. Die sogenannte Kochsche Schneeflocke entsteht aus einem gleichseitigen Dreieck, ebenso wie das bekannte Sierpinski-Dreieck. Durch das Selbst-Tun beschäftigen sich unsere Matheforscher mit dem Pascalschen Dreieck, mit Schiebemustern und Zahlenspiralen. Auch 3 D-Kunst, perspektivische Illusionen, das Haus vom Nikolaus und viele andere mathematische Phänomene werden angeregt. Im „Nachschlag“ gibt es noch weiterführende Ideen, eine kleine Sammlung von Fachbegriffen und wie schon gesagt Raum und farbige Kästchen um sich völlig frei auf dem Papier auszutoben.

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„Durch das große DIN-A 4 Format haben die Seiten eine ansprechende Größe und bieten genügend Raum, um sich zeichnerisch zu entfalten, ohne dass die Seiten so groß sind, dass das Prinzip überreizt wird. Alles darf, nichts muss, daher können die Kinder auch aufhören, ehe die Seite voll ist. Die Mehrfarbigkeit der Seiten lässt sie gleich viel fröhlicher wirken“, so heißt es in einer Rezension zu einem der Bücher.

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Die Autorin Anna Weltman ist eine leidenschaftliche Mathematiklehrerin. Sie lebt in den USA und möchte Kindern vor allem vermitteln, dass Mathematik eine große Rolle in unserem täglichen Leben, aber auch in Kunst und Musik spielt. Dem kann und möchte ich mich gern anschließen.

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In einer anderen Rezension zu einem der beiden Workbooks heißt es:

„Das Buch in seiner Einfachheit besitzt einen ans Geniale grenzenden pädagogischen Effekt. Es nimmt kreativen Kindern die Angst vor einer Mathematik, die in der Schule leider viel zu oft von oben (also bereits relativ abstrakt) gelehrt wird, anstatt sie Kindern (wie hier) spielerisch beizubringen. Nur, wenn man Kindern auf solche Weise klar macht, dass Mathematik nicht irgendeine unverständliche Lehre ist, sondern lediglich eine Widerspiegelung der Realität auf einer etwas abstrakteren Ebene, die erst ihre universelle Anwendbarkeit garantiert, wird man ihnen die Angst nehmen können, sollte sie denn vorhanden sein.“ WOW!!! Ich lass das jetzt mal so hier stehen!

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Ja ihr Lieben, so vieles in unserer Umwelt ist Mathematik. Wenn man das einmal wirklich verstanden hat, sieht man die Dinge anders. Also lasst euch einfach von dieser Philosophie durch diese beiden „Nicht-Mathebücher“ anstecken.

Mein Fazit lautet also:

  1. Die Bücher machen unheimlich viel Spaß. Und Mathe lernt man ganz nebenbei. Also ihr lieben Eltern, was wollt ihr mehr?
  2. Beide Bücher enthalten wundervolle Ergänzungen für den Mathematikunterricht in der Grundschule und aus meiner Sicht auch für die weiterführenden Schulen (obwohl das Alter für 8- bis 10-jährige empfohlen wird). Also sind sie echt für alle Lehrerinnen und Lehrer, Studierende oder Referendare empfehlenswert.
  3. Beide Bücher sind auch für bereits amtierende Mathegenies, also kleine und große Matheasse bestens geeignet.

Wenn ihr auf der Suche nach weiteren tollen mathematischen Sach- und Bilderbüchern seid, dann schaut euch auch gern auf meiner Seite zu Kinderbüchern um.

Hier habe ich gerade noch eine weitere Rezension der beiden Bücher mit vielen Fotos entdeckt.

Und wenn ihr selbst noch eine tolle Buchempfehlung habt, dann gern her damit!

Bis zum nächsten mal, eure Mandy Fuchs

 

Mit Bilderbüchern Mathematik entdecken

Ich liebe mathematische Bilderbücher und habe ja schon viele für euch zusammen getragen. Ihr findet sie alle auf der Seite Kinderbücher (Klicke einfach hier.)

Heute habe ich einen wundervollen Gastbeitrag von Annika Meike Wille. Sie ist Autorin des mathematischen Bilderbuches „Ein Dreieck, ein Viereck, ein Fünfeck, was nun?“ und lebt mit ihrer Familie in Österreich, wo sie als Mathematikdidaktikerin an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt arbeitet. Ihre Webseite findet ihr hier:  http://www.annikawille.de

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Foto: Sissi Furgler

Mit Bilderbüchern Mathematik entdecken (Teil 1) – Annika Meike Wille

Wie können Kinder früh Mathematik als etwas Schönes und Spannendes erleben? Eine Möglichkeit ergibt sich durch mathematische Bilderbücher. Inzwischen sind es vier solcher Bilderbücher, die von mir beim Rittel Verlag erschienen sind. Hier möchte ich das erste vorstellen zusammen mit Vorschlägen, wie es im Kindergarten, im Hort oder in der Grundschule eingesetzt werden kann.

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Im Buch „Ein Dreieck, ein Viereck, ein Fünfeck was nun?“ treffen sich zunächst ein regelmäßiges Dreieck, Viereck, Fünfeck und Sechseck. Sie schauen, welche Formen ohne eine Lücke auf dem Boden liegen können, also wie der Boden parkettiert werden kann. Dies gelingt als erstes den Sechsecken und danach auch den Drei- und Vierecken.

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Nur bei den Fünfecken geht es nicht.

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Auf einmal entdecken die Fünfecke, dass sie sich dreidimensional zusammenstecken können. Auf diese Weise entsteht ein dreidimensionaler Körper aus 12 Fünfecken.

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Jetzt wollen auch die anderen ausprobieren, ob sie dies können. Die Vierecke bilden einen Würfel und die Dreiecke können auf drei verschiedene Weisen einen Körper bilden. Aber, oh weh, nun sind es die Sechsecke, die es nicht schaffen. Zu dritt liegen sie schon flach auf dem Boden und zu viert würden sie sich überlappen. Zum Glück geht die Geschichte gut aus, denn die Fünfecke kommen zur Hilfe und gemeinsam bilden sie einen Fußball.

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Das ganze Buch ist in Reimen gesetzt und so auch für kleinere Kinder (ab 4 Jahre) zugänglich.

Was können nun die Kinder tun, außer das Buch im Sinne des dialogischen Lesens vorgelesen zu bekommen oder selbst zu lesen?

Im Kindergarten können mathematische Stationen aufgebaut werden. Zur Vorbereitung bastelt man entweder aus Pappe regelmäßige Drei-, Vier-, Fünf- oder Sechsecke mit gleicher Kantenlänge oder man kauft solche Legeteile aus Filz, Holz oder Plastik. An einer Station dürfen die Kinder mit den Teilen einen schönen Teppich legen. Hier sollte wenig vorgegeben werden, damit die Kinder selbst viel ausprobieren und entdecken können.

Häufig wird den Kindern auffallen, dass die Fünfecke „stören“. Mit ihren Winkeln kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Lücken. Auf diese Weise machen die Kinder erste Erfahrungen mit den unterschiedlichen Formen.

 

 

Bei einer anderen Station legt man eine große Figur aus Formen. Auf Spielkarten sind Figuren aus drei oder vier Legeteilen zu sehen. Die Aufgabe ist nun, gemeinsam zu entscheiden, ob in der großen Figur die kleinere enthalten ist oder nicht. Ältere Kinder können zusätzlich schauen, ob eine Figur auch gespiegelt vorkommt oder wie häufig sie zu sehen ist.

Wieder bei einer anderen Station können aus Papier oder aus entsprechenden, zum Beispiel magnetischen, Teilen die Körper nachgebaut werden. Zur Weihnachtszeit bietet es sich an, einen Weihnachtsdodekaeder als Windlicht zu basteln. Eine Bastelanleitung findet sich hier: http://www.annikawille.de

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Im Hort und in der Grundschule können schon gezieltere Fragen gestellt werden. Beispielsweise: Mit welchen Legeteilen kann man den Boden lückenfrei parkettieren? Warum kann es keinen Körper geben, der nur aus Sechsecken besteht? Gibt es wirklich nur diese fünf (platonischen) Körper, die aus regelmäßigen Vielecken einer Sorte zusammengebaut sind?

Außerdem können die Kinder eigene fantasievolle Parkette aus Rechtecken erstellen, beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Kunstunterricht. Hierbei erstellt jedes Kind eine eigene Schablone, indem es von einem Rechteck (aus Pappe) links etwas abschneidet und rechts anklebt und danach oben etwas abschneidet und unten anklebt (siehe Bild). Mit so einer Schablone entsteht ein ganz eigenes Muster. Die Teile werden immer perfekt zusammenpassen.

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Informationen zu den Büchern und zu einem zusätzlichen Spiel zum Buch findet man hier: http://www.annikawille.de

Ich hoffe ihr seid neugierig geworden und schaut mal bei den mathematischen Kinderbüchern vorbei.

Eure Mandy Fuchs

 

Bücher für kleine und große Matheforscher

Heute habe ich für euch ein paar tolle Buchtipps für kleine und große Matheforscher, also Bücher, in denen es mal mehr und mal etwas weniger aber immer um mathematische Inhalte geht. Manchmal toll verpackt in einer wunderschönen Bilderbuchgeschichte und manchmal als geniales Sachbuch zum Staunen mit vielen Anregungen zum selber Matheforschen. Heute stelle ich euch zwei Bücher vor, die zum Beispiel gut in eure Mathewerkstatt (Der Blogbeitrag dazu kommt in wenigen Tagen!) passen könnten. Oder natürlich auch ins Leseregal, die Bücherkiste oder in die Leseecke eures Gruppenraumes (in der Kita), eures Klassenraumes (in der Grundschule) oder ins Kinderzimmer (zu Hause). Vielleicht ist ja auch noch ein Ostertipp dabei!?

„Agathe zählt die Sterne“ von Catherine Rayner (Übersetzung von Tatjana Kröll). Das Buch ist im Knesebeck Verlag erschienen.

Agathe

Giraffe Agathe liebt es zu zählen. Sie zählt alles, was es in der Steppe gibt. Aber als sie die Streifen des Zebras zählen will und die Punkte des Geparden, wollen die Tiere einfach nicht stillhalten. Trotzdem bringt sie ihren Freunden das Zählen bei. Und es macht so viel Spaß, dass sie gar nicht mehr aufhören wollen. Doch was zählt man, wenn es dunkel wird? Ein hinreißendes Bilderbuch zum Vorlesen und Zählenlernen voll wunderschöner Illustrationen mit toller Sternenhimmel-Ausklappseite. Es regt kleine Matheforscher an darüber nachzudenken, was man alles zählen und was man vielleicht auch nicht zählen kann. Oder es taucht die Frage auf: Wozu brauchen wir eigentlich die Zahlen und das Zählen? Das sind meines Erachtens ganz tolle Gesprächsanlässe zum gemeinsamen Philosophieren über mathematische Ideen. Empfohlen wird das Buch für 4- bis 6-jährige Matheforscher, aber ich denke gerade zum Selberlesen und zum Diskutieren ist auch gut bis 8 Jahren einsetzbar. Achja und noch ein Tipp: Das Buch gibt es auch in englischer Sprache und ist dann also auch super zum Englischlernen geeignet. Die Giraffe heit im Englischen allerdings Abigeil.

Mein zweiter Buchtipp ist ein Sachbuch: „Von null bis unendlich: Die geniale Welt der Mathematik“ von Johnny Ball (Übersetzung Birgit Reit), erschienen im Dorling Kindersley Verlag.

 Vun Null bis unendlich

Von der Vermessung der Welt bis zur Eroberung des Weltalls: Man braucht Zahlen zum Entdecken und Erforschen. Wie groß ist das Universum? Wie tief ist das Meer? Wie wird das Wetter? Alles hängt mit dem Messen bestimmter Werte zusammen. „Von null bis unendlich“ nimmt Kinder im Grundschulalter mit auf eine spannende Entdeckungsreise von der Antike über Einsteins Relativitätstheorie bis heute und zeigt, welche Bedeutung Maße und Zahlen für unseren Alltag haben. Jede Menge anschauliche Beispiele machen die abstrakte Welt der Mathematik kinderleicht verständlich. Dieses Buch wird selbst Mathemuffel begeistern! Es sollte auf jeden Fall eine Mathewerkstatt bereichern, denn die kurzen Texte mit vielen Fotos, Bildern und Informationen laden kleine und große Matheforscher zum Stöbern, Recherchieren, Staunen und Nachlesen ein. Und sogar im Mathematikunterricht kann es für die Freiarbeit oder als Ritual am Ende einer Forscherstunde eingesetzt werden: Ein Kind sucht ein Thema raus und schlägt es zum Vorlesen vor. Und wer weiß, welche interessanten Forscherfragen der Kinder sich dann daraus für die nächste Forscherstunde ergeben.

So das wars für heute. Wer nicht bis zum nächsten Buchtipp warten möchte, der kann kann schon mal hier auf meiner Webseite (Kinderbücher) vorbei schauen.

Bis bald, ach ja und wer auch einen tollen mathematischen Buchtipp hat, kann mir diesen gern zuschicken.

Mandy Fuchs