Lapbooks in Kita und Grundschule

Die Methode der Lapbooks wird sowohl bei Kindern als auch bei Lernbegleitern immer beliebter. Kein Wunder, denn die Kinder beschäftigen sich hoch motiviert mit einem Thema und gestalten gleichzeitig ihre ganz persönliche Sammelmappe der besonderen Art: Die mehrfach aufklappbaren Mappen enthalten diverse Faltelemente (Minibücher, Fächer, Drehscheiben, Umschläge mit Kärtchen u. v. m.), auf oder in denen die gewonnen Erkenntnisse, Lernergebnisse und Informationen eingetragen, gemalt, geklebt und manchmal auch versteckt werden können.

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Aber Achtung: Ich meine hier nicht die vollständig aufbereiteten Downloadmaterialien, wo Kinder „nur noch“ ausschneiden und aufkleben müssen. Davon gibt es (leider) bereits sehr viele Angebote. Hierbei wären die Kinder meines Erachtens zu wenig aktiv und einmal mehr in einer eher passiven Konsumentenrolle. Für mich ist die Arbeit mit Lapbooks eine besondere Methode, um das zunehmend eigenverantwortliche und selbstbestimmte Lernen unserer Kinder zu unterstützen und umzusetzen, denn hierbei handelt es sich um eine sehr motivierende Präsentationsform für individuelle Lernergebnisse. Lapbooks eignen sich sowohl in der Kita als auch in der Grundschule insbesondere dazu, die Auseinandersetzung mit einem Thema zu intensivieren, individuelle Lernprozesse zu unterstützen, persönliche Bezüge zu einem Thema zu initiieren, spezielle Interessen, Lern- und Bildungsprozesse zu dokumentieren und Präsentationen flexibel und individuell zu gestalten.

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Ich möchte dir in diesem Beitrag einige praktische Hinweise zur Arbeit mit Lapbooks geben, so dass du dann eigentlich gleich loslegen kannst. Wenn du in der Grundschule arbeitest, hast du dich vielleicht bereits gefragt: Wie schafft man ein sinnvolles Verhältnis von inhaltlicher Arbeit und Bastelei? Wie gelingt die methodisch-didaktische Begleitung? Wie erfolgt die Differenzierung? Und wie kann eine solche Leistung kompetenzorientiert bewertet werden? Auf all diese Fragen bekommst du ausführliche Antworten im aktuellen Methodenheft „Lapbooks in der Grundschule“ (hier anklicken). Außerdem sind darin 20 erprobten Faltvorlagen samt Anleitungen und vielen Fotobeispielen enthalten. Somit bist du perfekt gerüstet für dein nächstes Lapbook-Projekt! Wenn dich das Inhaltsverzeichnis interessiert, dann klicke hier. Und ein paar Musterseiten findest du hier.

Die Einsatzmöglichkeiten von Lapbooks sind vielfältig, sie eigenen sich z.B. zur prozessorientierten Erarbeitung neuer Lernthemen (Das lerne ich gerade!), dienen aber auch der Zusammenfassung und Ergebnissicherung von Lerninhalten (Das habe ich gelernt!), sind geeignet zur Reflektion des eigenen Lernstandes (Das kann ich nun!) oder eigenen sich zur Bearbeitung von Spezialthemen von Kindern, die ihre besonderen Interessen und Lieblingsthemen beinhalten und somit zur Potenzialentfaltung beitragen (Das interessiert mich besonders!). Lapbooks können als Einzel- oder Gruppenarbeit gestaltet werden.

Für die Arbeit mit und an Lapbooks eignen sich folgende vier Phasen: Einführungsphase, Planungsphase, Durchführungs- und Gestaltungsphase sowie Präsentationsphase. Diese Phasen geben den Kindern sowohl einen angemessenen Orientierungsrahmen mit einer strukturgebenden Sicherheit als auch genügend Freiraum für die Umsetzung eigener kreativer Ideen.

Einführungsphase:

  • Vorstellen und Zeigen von Lapbooks
  • Teilnahme an Lapbookpräsentationen anderer Lerngruppen
  • Spezifik des aktuellen Themas (Einzel- oder Gruppenarbeit; Projektarbeit, Rahmenthema, …) besprechen und festlegen

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Planungsphase:

  • Brainstorming zu ersten Inhalts- und Gestaltungsideen
  • Erfassen von Vorerfahrungen einzelner Kinder zum Thema
  • Erstellen von Mindmaps zur Weiterentwicklung von Ideen und zum Clustern sowie zum Festlegen von Teilthemen (besonders für Grundschulkinder)
  • Entwickeln von Forscherfragen der Kinder zu ihren (Teil)Themen
  • Diskussion zu Informationsbeschaffungsmöglichkeiten
  • Sichtung erster Materialien (z.B. Lesen/Vorlesen eines Buches oder Textes)
  • Absprachen zur Materialbeschaffung
  • Anlegen einer Skizze zum geplanten Lapbook (besonders für Grundschulkinder)

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Durchführungs- und Gestaltungsphase:

  • individuelle Arbeit der Kinder an den Lapbooks
  • Faltelemente und andere Materialien zur Verfügung stellen
  • Zwischenergebnisse mit den Kindern besprechen
  • Lernbegleitung je nach den Bedürfnissen der Kinder

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Präsentationsphase:

  • Lapbookpräsentationen mit Kindern organisieren
  • den Kindern Tipps für ihre Präsentationen geben
  • gemeinsame Reflektion der Lapbookarbeit (Was haben wir gelernt? Was ist gut gelungen? Was können wir verbessern?)

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Der methodische Ablauf kann natürlich je nach den individuellen Bedürfnissen der Kinder und je nachdem ob Lapbooks in der Kita oder in der Grundschule gestaltet werden, variieren. Im Methodenheft findest du einen Leitfaden für Lernbegleiter zur Gestaltung von Lapbooks, als auch einen Kinderleitfaden. Beide stehen als Kopiervorlage zur Verfügung.

Ich wollte dir noch etwas zu den verschiedenen Lernausgangslagen von Kindern mit auf den Weg geben: Der kindorientierte Lernansatz ist ja darauf gerichtet, die individuellen Stärken der Kinder in den Blick zu nehmen, das Kind als Individuum wertzuschätzen und seine individuellen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Lernumgebungen sind also so zu gestalten, dass jedes Kind entsprechend seiner Lernausgangslagen sein persönliches Potenzial weiter entfalten kann. Das Erarbeiten und Gestalten von Lapbooks entspricht genau diesem Ansatz, ist jedoch für Kinder eine enorme und sehr komplexe Herausforderung, die eine Fülle von unterschiedlichen Kompetenzen verlangt. Jedes Kind bewältigt diese Anforderungen auf ganz unterschiedliche Art und Weise und benötigt aufgrund seiner ganz persönlichen Lernbedürfnisse, seines speziellen Lernstils oder auch seiner individuellen Vorerfahrungen sehr verschiedene Wege der Lernbegleitung. Deshalb haben wir für den Einsatz von Lapbooks drei Dimensionen verschiedener Lernausgangslagen von Kindern erarbeitet. Sie entsprechen zwar nicht der kompletten Vielfalt unserer Kinder in heterogenen Gruppen, machen aber grundsätzlich unterschiedliche Möglichkeiten einer angemessenen Lernbegleitung sichtbar. Entscheidend dafür sind genaue Beobachtungen der Kinder in Lernprozessen. Mögliche Dimensionen unterschiedlicher Lernausgangslagen von Kindern sind „Freigeister“, „Mutige“ und „Sicherheitsdenker“. Möchtest du mehr darüber erfahren, was diese Kinder ausmacht und wie du sie begleiten kannst, dann schau in den Methodenband „Lapbooks in der Grundschule“ hinein. Dies ist übrigens auch mit ein Grund dafür, warum du keine fertigen und für alle Kinder gleich ausgefüllten Faltelemente verwenden solltest.

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Um herauszufinden, ob die Lapbookmethode zu deiner eigenen Bildungsphilosophie passt, solltest du sie natürlich in erster Linie selbst ausprobieren und mit deinen Kindern in ihren facettenreichen Einsatzmöglichkeiten testen. Dennoch kann es auch hilfreich sein, die Chancen (also Vorteile) aber auch die Risiken (also mögliche Gefahren bzw. Nachteile) dieser Methode für dich selbst auszuloten.

Wenn du in der Grundschule tätig bist (In der Kita stellt sich ein solches Gefühl in der Regel nicht ein.), könntest du vielleicht argumentieren, dass die Arbeit an und mit Lapbooks schnell in einer Art „Bastelaktion“ enden kann, wenn Lernbegleiter nicht durchgängig eine Balance zwischen der Erarbeitung von Lerninhalten (Prozessorientierung) und der Gestaltung des Lapbooks selbst (Produktorientierung) ausloten. Damit im Zusammenhang steht auch ein mögliches Gefühl, dass zu viel Zeit investiert werden müsse. Aber auch dies ist relativ, denn verglichen mit den enormen Kompetenzen, die die Kinder anwenden und weiterentwickeln können, ist die Zeit gut investiert und Phasen des Schneidens, Faltens, Klebens und Malens können dann durchaus auch Erholungsphasen für die Kinder nach anstrengender Recherchearbeit sein.

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Die vielen positiven Effekte der Arbeit mit Lapbooks möchte ich dir abschließend noch einmal stichpunktartig zusammenfassen. Die Arbeit mit und an Lapbooks:

  • unterstützt persönliche und selbstbestimmte Lernprozesse,
  • intensiviert die Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand,
  • initiiert persönliche Forscherfragen,
  • dokumentiert Lern- und Bildungsprozesse sowie individuelle Spezialinteressen,
  • ermöglicht Einzel- und Gruppenarbeit,
  • unterstützt prozessorientiertes und produktorientiertes Lernen,
  • fördert ein komplexes Lernen,
  • motiviert das Präsentieren individueller Lernergebnisse,
  • dient der Förderung personaler, lernmethodischer, sozialer sowie fachspezifischer Kompetenzen,
  • ist eine Methode innerhalb eines am Kind orientierten Lernansatzes,
  • ist eine Arbeitsweise, die dem konstruktivistischen Lernverständnis folgt,
  • unterstützt die individuelle Förderung in heterogenen Lerngruppen und
  • ist demzufolge zur Umsetzung einer inklusiven Pädagogik bestens geeignet.

Schau mal rein:

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Ich wünsche dir viel Erfolg beim Ausprobieren und bin auf deine Kommentare bzw. Fragen gespannt.

Mandy Fuchs

2 Kommentare zu „Lapbooks in Kita und Grundschule“

  1. Hallo Frau Fuchs,

    Ihr Heft sieht interessant aus und ich überlege, ob ich es mir bestelle, um meinen Lapbook-Horizont zu erweitern. Ich arbeite in Deutsch, Sachunterricht und auch Religion sehr gern mit dieser Art der Informationssammlung :).

    Mir ist klar, dass die Vorlagen dafür da sind, um von den Kindern ausgefüllt zu werden (daher nur als Kopie angeboten werden) und einige auch recht schnell mit einem geeigneten Programm nachzubasteln sind, um Lapbook-Anfängern vielleicht doch schon etwas „vorzugeben“.
    Dennoch würde ich es als hilfreich empfinden, wenn die Vorlagen auch als veränderbare Dateien zur Verfügung stehen würden – wobei das vielleicht auch in Zeiten der sehr unterschiedlichen Programmen (Word, LibreOffice, OpenOffice, …) schwierig wäre.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sabine

    1. Hallo Sabine,
      herzlichen Dank für die Rückmeldung. Ich werde Ihren Vorschlag gern an den Verlag weiterleiten.
      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude im Unterricht mit der Lapbook-Methode.
      Mit besten Grüßen,
      Mandy Fuchs

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