Heute habe ich eine geniale Idee für euch zum Schuljahresbeginn, denn in diesem Beitrag erfahrt ihr, wie ihr euren Mathematikunterricht mit einem ganz einfachen Material individuell, handlungsorientiert und dazu noch spielerisch gestalten könnt. Nämlich mit Zetteln aus einer Zettelbox!!! Und ganz nebenbei erwerben bzw. vervollkommnen eure kleinen Matheforscher ihre mathematischen Kompetenzen in vielen Bereichen: Geometrie, Zahlenraum, Einmaleins, Größen und Messen, … um mal nur einiges zu nennen. Und weil es so einfach ist, kann jeder von euch auch ganz spontan echt Klasse Vertretungsstunden aus dem Hut zaubern. Und das von Klasse 1 bis Klasse 6. Wie das geht? Na dann passt auf!

Was brauchst du für Materialien und Lernmittel?
Also wenn es eine richtig coole Forscherstunde werden soll, dann solltest du folgende Sachen vorher bereit halten:
- für eine Schulklasse etwa 4 Zettelblöcke (je 500 Blatt)
- verschiedene Messgeräte wie z.B. Lineale, Maßband, Zollstock, Waage
- noch ein Heftgerät (Klammeraffe)
- Kleinmaterial wie z.B. Büroklammern, Muggelsteine, … oder was du sonst noch so im Klassenraum hast
- und ja klar Papier, Stifte, Scheren, Klebestreifen
(Noch ein Tipp: Für eine Vertretungsstunde reicht auch nur ein ganz normaler Zettelblock, mehr nicht!!!) Ja und dann kann es losgehen.
Wie kannst du eine Mathestunde zur Zettelmathematik gestalten?
Na also ich bin ja ein Fan von Mathe-Forscherstunden. Aber du kannst auch andere Methoden wählen, wie z.B. eine Lerntheke vorbereiten, Stationen aufbauen oder die Zettelmathematik in den Wochenplan einbauen. Auf jeden Fall sollte es eine offene Organisationsform sein, das heißt dass deine Matheforscher ganz viel selbst entscheiden und auswählen dürfen und somit selbst Verantwortung für ihr Lernen übernehmen. Das ist nicht nur total individuell und differenziert sondern entlastet dich auch enorm. Du schaffst dir somit Freiraum zum Beobachten und individuellen Begleiten von einzelnen Kindern.

Also wie würde ich es machen? Bei mir gibt es in Forscherstunden 3 Abschnitte:
- eine Einstiegsphase
- eine Forscherphase
- eine Auswertungs- und Präsentationsphase.
Hier auch gleich noch ein zeitlicher Tipp: Forschen und Entdecken braucht Zeit, also wäre eine Doppelstunde bzw. ein 90min-Block total günstig.
- Einstiegsphase (ca. 10-15min):
- Gesprächskreis: in der Mitte ein Zettelblock mit etwa 500 Zetteln
- Einstiegsfragen: Was kann man mit den Zetteln erforschen? Oder: Wie viel Mathematik steckt in einem Zettelblock?
- jedes Kind bekommt einen Zettel und darf etwas probieren
- erste Äußerungen und Ideen der Kinder aufgreifen
- gemeinsam erste Forscherfragen zusammentragen und an die Tafel schreiben
- Forscherphase (ca. 45 min):
- die Kinder mit den Zetteln forschen lassen
- dabei vor allem selbst gestellte Forscherfragen oder auch Ideen der Forscherkartei zur Zettelmathematik bearbeiten
- auch Stationen durch die Kinder aufbauen lassen
- ein Forscherblatt mit den Forscherergebnissen der Kinder erstellen (Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit)
Tipp: Ein Forscherblatt ist ein weißes A4-Blatt, auf dem die Kids ihre Entdeckungen ganz individuell aufschreiben, aufmalen oder aufkleben. Gerade so ein Forscherblatt trägt enorm zum Kompetenzerwerb der SuS bei, denn hier wird das, was sie entdeckt und geforscht haben noch einmal ganz bewusst reflektiert und auf den Punkt gebracht. Wenn du mehr zu Forscherblättern erfahren möchtest, dann kannst du hier nachlesen: Kompetenzorientiert Forscherblätter erstellen
In der Forscherphase besteht die größte Herausforderung für dich, dich zurückzuhalten und die Kinder machen zu lassen. Hab Vertrauen, das klappt! Und sei nicht enttäuscht, wenn deine Kinder nicht auf Anhieb tolle Forscherfragen aufwerfen. Sanfte Impulse von deiner Seite oder durch ausgewählte Forscherkarten der Forscherkartei auf der Grundlage deiner Beobachtungen werden helfen, dass deine Schülerinnen und Schüler immer selbständiger Mathematik erforschen. Glaub mir! Wenn deine Matheforscher noch nicht so an das freie Forschen gewöhnt sind, darfst du sie auch nicht überfordern. Die Gefahr besteht, denn die Zettelmathematik ist einfach zu genial mit all ihren Möglichkeiten!!!!
3. Präsentations- und Auswertungsphase(ca. 30 min):
Ja und am Ende braucht ihr noch genügend Zeit
- zum Aufbauen einer kleinen Ausstellung
- zur Präsentation der Forscherergebnisse durch die Kinder bzw. Gruppen
- zum Vorstellen der Forscherblätter
- zur Diskussion, Zusammenfassung und Dokumentation der Forscherergebnisse
- für die gemeinsame Reflexion über die „Zettelmathematik“ und das „Matheforschen“
Und wenn ihr habt, dann könnt ihr die Portfolios, Lerntagebücher oder Forscherhefte der Kinder nutzen, in denen sie alles Wichtige dokumentieren können.
So nun bist du sicher total neugierig, welche genialen Forscherfragen und Entdeckungen meine kleinen und größeren Matheforscher aufgeworfen und verfolgt haben. Na dann schau her!
Welche Forscherfragen finden Grundschulkinder spannend?
- Wie viele Zettel hat ein Block? Wir schätzen zuerst.
- Wie lang ist die Strecke, die man mit allen Zetteln eines Blockes legen kann? Wir schätzen wieder vorher.
- Wie hoch wäre ein Turm aus 1 000 000 Zettel?
- Was kann man aus Zetteln alles falten oder legen?
- Wie oft kann man einen Zettel falten?
- Was kann man mit einem Zettel alles anstellen?
- Welche Muster kann man aus Zetteln legen?
- Kann man mit den Zetteln eines Blockes den Klassenraum auslegen?
- Wie viele (Stempel, Büroklammern,….) passen auf ein Blatt?
- Wie viele Knüllkugeln passen in ein Glas?
- Wie schwer ist ein Block?
Beispiele zur Zettelmathematik
Flächen auslegen und Malaufgaben entdecken

Muster auf Zettel malen


Viele Dinge aus Zetteln falten



Mit Zetteln bauen

Aus Zetteln gleiche Formen falten und schneiden und daraus Figuren legen


Mit den Zetteln Muster legen


Große Vierecke (und andere Formen legen)

Fünflinge (Pentominos) und auch Würfelnetze herstellen

Eine Hundertertafel legen

Einen Zettel mit verschiedenen Sachen auslegen

Einen Zettel so falten und schneiden, dass man hindurch steigen kann

Selbst ein Tangram erstellen und damit Figuren legen

Knüllkugeln herstellen und damit ein Spiel erfinden

Die meisten Vierecke und Dreiecke falten


Quadratzahlen erforschen

Das ist doch alles schon richtig genial, oder? Und deine Matheforscher kriegen das auch hin. Aber Achtung! Nicht alles auf einmal! Manche Ideen der Kinder können auch auf eine der nächsten Mathestunden verschoben werden. Oder du kannst je nach Klassenstufe und Kompetenzen der Kinder bzw. je nach Thema des Mathematikunterrichts oder der Geometriestunde Schwerpunkte setzen oder am besten die Kinder einbeziehen, was zuerst bearbeitet werden soll.
Dann lass uns zum Ende noch einmal zusammenfassen!
Welches mathematische Potenzial steckt in der Zettelmathematik?
Da wären zuerst die Prozessziele sowie mathematischen Denk- und Handlungsweisen zu nennen. Die Zettelmathematik leistet einen Beitrag
- beim vertieften Erkennen und „Begreifen“ mathematischer Zusammenhänge
- beim weiteren Gewinnen mathematischer und speziell geometrischer Einsichten
- zur Förderung feinmotorischer Kompetenzen beim Falten, Schneiden und Auslegen
- zur Sprachförderung durch Formulieren von Forscherfragen und durch gemeinsames Kommunizieren
- zur Förderung von Kreativität und Problemlösekompetenz
- beim Erkennen und Nutzen von Mustern und Strukturen
- zur Freude am Umgang mit mathematischen Fragestellungen und Themenbereichen
- zur Flexibilität im mathematischen Denken
- zur Weiterentwicklung heuristischer Strategien (Probieren, systematisches Vorgehen, Anfertigen von Tabellen und Skizzen)
Und dann sind da noch die mathematischen Inhaltsbereiche, die in der Zettelmathematik „stecken“, nämlich
- Zahlen und Operationen (Mengenvorstellungen im Zahlenraum, Zahlenfolgen, Rechenmuster, Hunderterfeld, Malaufgaben des Einmaleins darstellen, …)
- Größen und Messen (Längen schätzen und messen, Flächen auslegen, Gewichte ermitteln und vergleichen)
- Form und Veränderung, also Geometrie (schneiden, falten, Muster gestalten, ebene Formen legen, dreidimensionale Körper bauen, Bauwerke konstruieren, Kopfgemetrie anwenden, …)
Und zu guter Letzt können auch fächerübergreifende Möglichkeiten genutzt werden, wie z.B. ein Gespräch über den Sinn von Notizzetteln und Notizen oder auch die Verbindung von Themen mit dem Kunstunterricht (z.B. die Zentanglemethode).
Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, euren Mathematikunterricht in der Grundschule mit der Zettelmathematik aufzupeppen, dann könnt ihr gleich loslegen. Holt euch am besten gleich noch heute die Forscherkartei zur Zettelmathematik und los geht’s!
Viel Freude und „verzettelt“ euch nicht!
Eure Mandy Fuchs

